Mittwoch, 27. September 2023
Die Zeit vergeht rasend schnell
Ohje, eigentlich wollte ich viel öfter schreiben. Aber jetzt ist schon wieder Mittwoch, die Woche mehr als halb herum und ich bin mittlerweile ganz tief in der Therapie.

Mittlerweile kann ich mich endlich voll auf meine Krankheit und deren Ursachen konzentrieren. Mein Therapeut ist richtig gut und holt aus meinem Unterbewusstsein erstaunliche Dinge hervor.

Das führt natürlich manchmal auch dazu, dass ich nicht so gute Tage habe. Ich kaue sozusagen noch auf diesen Themen herum. Manchmal schlafe ich dann nicht so gut oder gehe gedankenverloren herum. Was dann wiederum zur Folge hat, dass Mitpatient*innen denken, ich sei irgendwie sauer. Nein. Mein Gehirn arbeitet.
Im Gegensatz zu Euch, ihr Napfnasen. Die fallen regelmäßig in Ohnmacht, wenn Seminare etc. angekündigt werden.
Der erste Satz ist regelmäßig "Boah, nee ey. Da hab ich keinen Bock drauf, da bleibe ich einfach weg."

Dezentes Räuspern meinerseits "Ähm, das ist Pflicht. Ob Du da nun Bock drauf hast oder nicht. Das hier ist immer noch kein 16-wöchiger Urlaub, auch wenn Du das gerne hättest..."

Zack, bin ich wieder "Zicke", die "Scharfe" (äh, what??), die "Nervkuh". Ja, ihr redet echt laut. Ich hab das alles gehört.

Wisst ihr was? Ihr seid mir egal. Ihr seid mir sowas von egal. Ich gehe hier meinen Weg und wenn euch meine Art nicht passt: so fucking what! Wir werden uns nie wiedersehen und selbst wenn, werdet ihr mir immer noch egal sein.

Ich bin ganz schön dankbar, dass so eine irre lange Therapie bezahlt wird. Das gibt es nicht überall und schon mal gar nicht umsonst. Anstatt mitzumachen, meckert eben. Und sauft danach weiter. Es.Ist Mir.Egal.

So. Ansonsten war heute ein sehr feiner Tag für mich, weil ich fast ein Jahr mit der Diagnose "beginnender Umbau der Leber" sprich "Leberzirrhose steht vor der Tür" herumgelaufen bin.
Heute morgen stellte sich heraus: Fehlalarm! Ich habe eine Fettleber, aber die kriegt man mit guter Ernährung wieder in den Normalzustand. Und natürlich das tun, was die supernette Ärztin in der Sonografie heute sagte: "Nicht mehr saufen, nä!?"

Nein. Nicht mehr. Ich sage nicht "nie mehr", das ist viel zu optimistisch. Aber wie sagte schon der Typ da aus "Game of Thrones"? "Not today".

Dabei bleibe ich. Heute nicht. Und das sage ich seit über 11 Wochen jeden Tag. Und werde es weiter sagen :)

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Mittwoch, 13. September 2023
Kleine Erleuchtung
Der Text von Montag morgen hat ja das etwas wackelige WLAN hier gefressen, also auf ein neues. Das ist mir nämlich wichtig.

Sonntag guckten wir mit einigen Leuten das Endspiel der Basketball-WM unten im Café. Während des Spiels erinnerte ich mich plötzlich an die alte Firma, wo ich so viele Jahre happy (und trocken) war. Wir guckten solche Ereignisse öfters gemeinsam im Aufenthaltsraum, der einen riesigen Fernseher hatte. Einige besorgten Getränke, andere Essen.
Und ich überlegte, was ich wohl trinken würde, wäre ich jetzt in der alten Firma bei den ehemaligen Kollegen: Alles, aber keinen Alkohol. Das Bedürfnis/Verlangen/Appetit auf alkoholische Getränke war schlagartig vorbei.

Ich saß da mit meinem Strickstrumpf, um mich herum grölte alles bei jedem Korb und schaute defintiv verdattert aus der Wäsche.

Und dann musste ich sehr breit lächeln.

Derzeit ist "es" weg. Mein Suchtgedächtnis, das alte Arschloch, hält die Klappe! Nanu? Jetzt schon? Ich bin ja erst knappe 2,5 Wochen in Therapie...

Das Gefühl ist unbeschreiblich. Plötzlich ist man befreit von dem Fiesling der im Hinterkopf sitzt und einem zuflüstert, dass ein Drink ja nun wirklich nicht schadet (Spoiler: oh doch!)

Ich bin mir bewusst, dass der Fiesling wieder auftauchen wird. Aber dann werde ich mich an diesen kurzen Moment Sonntag nachmittag erinnern und ihm einfach einen netten kleinen Arschtritt verpassen :)

Mein wirklich guter Therapeut war übrigens ebenfalls hocherfreut. Nicht mal unbedingt wegen meiner kleinen Erleuchtung, sondern weil ich weiß, dass die Saufgedanken jederzeit wiederkommen können und werden. Das sollte man nie außer Acht lassen.

Es passt auf keine Kuhhaut, wie oft Suchtkranke nach der ersten Entgiftung aus der Klinik marschieren in der festen Überzeugung, dass sie nach nur 21 Tagen wieder gesund sind...MÖÖÖP! Dem ist nicht so. Und "gesund" werden wir nie wieder. Wir sind chronisch krank. Alle.
Wäre halt schön, wenn Versorgungsamt und Co. das auch mal so sehen würden. Aber das ist ein anderes Thema.

Habt eine gute Wochenmitte!

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Sonntag, 10. September 2023
Der Herbst kommt...
Heute mal ein morgendlicher Text. Ich sitze auf der Terrasse des Cafés hier, es ist ruhig bis auf die laute Musik aus der Küche. Aber gute Mucke diesmal. Nicht wie letzten Sonntag, wo mir beim Kartoffelschälen fast Blut aus den Ohren tropfte. Schlager. Laut. Mitsingende Küchenhilfe. Schlechter Schlager. Huijuijui :D:D

Das wird gleich bestimmt cooler, der Küchenchef hat einen feinen Musikgeschmack, stelle ich fest *mitwipp*

(Lach. Mitpatient schleicht heran. "Was machste denn da?" Ich erkläre es. Er "Echt jetzt? Du schreibst über deinen Aufenthalt hier???" Fand er auf der einen Seite gut, auf der anderen eher befremdlich...)

Also: heute nochmal Küchendienst samt Kartoffeln schälen. Wir sind aber im Gegensatz zum letzten Wochenende irre viele Leute. Alleine in meiner Gruppe sind wir mit mir 7 neue und jeder neue muss an den ersten zwei Sonntagen Dienst schieben.
Ich gebe ehrlich zu, dass ich allmählich keine Lust mehr dazu habe. Freitag Tischdienst, heute Küchen- und Tischdienst, Dienstag Tischdienst. NARF.
Aber ein Ende ist abzusehen. Juchu!

Ich bin nach wie vor gereizt und mir geht einiges auf die Nerven. Aber es gibt auch nette Momente.

Was mich am meisten ankotzt, ist das Verhalten einiger. Als wenn sie im Cluburlaub sind. Mithelfen? Nur unter Protest und dann gaaaaanz langsam. Regeln? Wat soll der Scheiß? Pünktlich erscheinen? Och nööööö.

Boah ey. Da kommt öfters mal mein innerer Sheldon Cooper zum Vorschein. Es gibt diese Regeln ja nicht grundlos. Manche finde ich auch deppert (z.B. darf man nicht draußen Kopfhörer etc. tragen. Man soll sich nicht abkapseln und mit den Leuten reden. Ja. Ist klar. Ich höre immer SEHR gerne zu, wenn der Kollege wieder davon spricht, dass Trump die Wahrheit sagt, Biden ein Arsch ist und die AfD toll. Ganz bestimmt...*kotzsmiley*), aber die meisten Regeln haben einen guten Grund. Wenn knapp 50 Menschen aus allen möglichen Herkünften mit der gleichen Krankheit auf ziemlich engem Raum zusammenleben und dass mindestens 15 Wochen, dann MUSS man Regeln haben. Wir haben ja alle mehr oder weniger einen Hau weg. Ich empfinde es als einfacher, wenn man sich einfach daran hält.
Kleiderordnung ist auch so'n Ding. Die ist jetzt nicht superstreng, aber sehr kurze Höschen und tiefe Ausschnitte sind nicht gerne gesehen. Hier leben ca. 75% Männer und natürlich müssen wir Frauen uns so anziehen, dass den Herren der Schöpfung *hust* nicht wuschig zumute wird.
Nunja. Wir Frauen tragen also lange Kleider und Hosen, damit keiner der Männer auf dumme Gedanken kommt. Willkommen in den 50ern...Immerhin dürfen die Herren nicht okf (Oberkörperfrei) herumlatschen. Das ist nur in sehr wenigen Fällen ein angenehmer Anblick *g*

Aber jetzt beginnt ja eh der Herbst und ich beginne wieder mit dem Sockenstricken. Liebe Freundinnen aus Rostock haben gerade ein großes Päckchen losgeschickt. Also habe ich abends gut zu tun und die beiden werden warme Füße im Winter haben ;-) Win-Win!

So, dann werde ich mich mal fix in die Küche begeben. Kartoffelsäcke wollen geleert werden...

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