Sonntag, 15. Oktober 2023
Herbst, aber in mir ist Frühling
katloki, 16:36h
...naja, jedenfalls fast. Ich mag die dunkle, kalte Jahreszeit so überhaupt nicht. Jaja, ich höre es schon: Tee! Kerzen! Sofa! Lesen!
Das kann ich auch alles im Sommer haben. Ich mag keine nasse Kälte und mir ist das hier oben viel zu lange zu dunkel.
Aber: radikale Akzeptanz. Ich kann das absolut nicht ändern, also nehme ich es hin und mache das Beste daraus. Und schon geht es mir besser.
Diese radikale Akzeptanz ist eines meiner Hauptthemen hier in der Therapie. Und erstaunlich leicht umzusetzen.
Ein anderes Thema betrifft mein Ich. Seit der letzten Einzelsitzung kaue ich auf meiner Selbstwahrnehmung herum. Mir ist das schon lange aufgefallen, dass ich Lob oder Anerkennung nur unglaublich schwer annehmen kann. Ich wiegel alles ab. Selbst Kleinigkeiten.
Ich habe z.B. einen wuscheligen Pulli. So ziemlich jeder fragt: "Ooooh, darf ich mal anfassen? Ist der schön!"
Je-des-mal kommt von mir: "Das alte Ding? Bitte! Den habe ich für n Zehner auf dem Grabbeltisch bei Karstadt gefunden!"
Herrjeh! Das stimmt zwar, aber kann ich nicht einfach lächeln und ansonsten die Klappe halten?
In der Gruppentherapie kam das auch auf. Wie öfters sollen WIR mit Themen ankommen. Das habe ich jetzt dreimal gemacht, weil ansonsten absolut nichts kam. Ich halte betretenes Schweigen nie lange aus, also bringe ich ein Thema an. Und jedesmal saß ich da nachher und es uferte aus zu einer "Spezialtherapie für Frau St."
Argh! Dieses Mal war es so heftig, dass ich mal eben den Raum verlassen musste. Meine Frage war, was die anderen sich von der Therapie erwarten. Erwarten sie, dass man hier ein paar Knöpfchen drückt und zack: nie wieder will man trinken? Oder sind die bereit, viel harte Arbeit in diese Therapie zu stecken und falls ja: wie geht es denen damit?
Als Beispiel deutete ich mein Einzelgespräch an. Und wie schwer es mir fällt, Anerkennung anzunehmen, obwohl ich mich nach Anerkennung sehne. Um mich rundherum wohlzufühlen, brauche ich ab und an mal ein Lob.
Und das bekomme ich auch, sei es für mein Gestricke oder das ich mich für Andere engagiere. Aber ich rede alle meine Tätigkeiten ständig klein.
Beispiel: ich bin stellvertretende Protokollantin. Kollege M. sagt, das er das niemals könne und das super findet. Was erwidere ich: "Also bitte. Ich sitze nur da vorne und halte einen Kuli fest!" Er: "Aber 40 Leute starren dich an!" Ich: "Ja. Und? Da ist doch nichts dabei!" Er:" Du liest vor zig Leuten aus deinem eigenen Buch vor!" Ich: "Pfft, das alberne Geschreibsel!"
Also mal ehrlich, das muss aufhören!
Auf der einen Seite weiß ich durchaus, was ich alles kann und was ich in meinem Leben bereits geschafft habe. Trotz meiner Suchterkrankung. Auf der anderen Seite verachte ich mich selber nach wie vor dermaßen für diese Krankheit, dass ich kaum etwas positives zulassen kann.
Und daran arbeite ich jetzt. Und in mir wird es an manchen Tagen frühlingshaft leicht, weil ich lerne. Ich lerne, mich wieder zu mögen und auch mal ein Lob anzunehmen. Und ich lerne, einfach Dinge zu erledigen, weil ich gerne Sachen organisiere. Und nicht, weil ich dafür ein "Hattu aber fein gemacht!!" hören will. Genau das denke ich nämlich immer.
Sowas geschieht mit einem, viele Jahre nach der Kindheit, weil es immer nur Liebe gab, wenn ich sehr gute Leistung erbrachte. Dankeschön! *sarkastischen Knicks mach*
Außerdem *Fanfare!!*: ich habe Halbzeit. Meine Therapie ist tatsächlich schon zur Hälfte herum! Nur noch vier Wochen stationär, danach gehe ich für die letzten drei Wochen in die sogenannte T.S.E. = teilstationäre Entlassungsphase. Ich behalte mein Zimmer hier, kann aber jeden Nachmittag nach Hause fahren. Also genau wie eine Tagesklinik. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass ich bei Bedarf auch hier schlafen kann.
Das finde ich sehr fein gelöst und werde es natürlich in Anspruch nehmen.
So. Morgen um 8:30 ruft mich das Jobcenter an, ein Herr S. möchte mich beraten. Ich weiß zwar beim besten Willen nicht, inwiefern er mich beraten möchte, aber bitte... :)
Und dann habe ich ab dieser Woche auch noch die sogenannte "Arbeitslosengruppe". Da lerne ich, wie man ein Bewerbungsschreiben verfasst. Gaaaanz super. Ich versuche, da wieder rauszukommen. Bewerbungen schicke ich schon seit 10 Tagen raus, ich war 2 Wochen arbeitslos dieses Jahr. Nicht 2 Jahre... *augenverdreh*
Nicht falsch verstehen, hier gibt es einige, die schon echt lange arbeitslos sind. Für diese Leute ist so eine Gruppe sehr gut. Aber dazu zähle ich mich nun wirklich nicht.
Na, wir werden sehen...Habt eine gute Woche!
Das kann ich auch alles im Sommer haben. Ich mag keine nasse Kälte und mir ist das hier oben viel zu lange zu dunkel.
Aber: radikale Akzeptanz. Ich kann das absolut nicht ändern, also nehme ich es hin und mache das Beste daraus. Und schon geht es mir besser.
Diese radikale Akzeptanz ist eines meiner Hauptthemen hier in der Therapie. Und erstaunlich leicht umzusetzen.
Ein anderes Thema betrifft mein Ich. Seit der letzten Einzelsitzung kaue ich auf meiner Selbstwahrnehmung herum. Mir ist das schon lange aufgefallen, dass ich Lob oder Anerkennung nur unglaublich schwer annehmen kann. Ich wiegel alles ab. Selbst Kleinigkeiten.
Ich habe z.B. einen wuscheligen Pulli. So ziemlich jeder fragt: "Ooooh, darf ich mal anfassen? Ist der schön!"
Je-des-mal kommt von mir: "Das alte Ding? Bitte! Den habe ich für n Zehner auf dem Grabbeltisch bei Karstadt gefunden!"
Herrjeh! Das stimmt zwar, aber kann ich nicht einfach lächeln und ansonsten die Klappe halten?
In der Gruppentherapie kam das auch auf. Wie öfters sollen WIR mit Themen ankommen. Das habe ich jetzt dreimal gemacht, weil ansonsten absolut nichts kam. Ich halte betretenes Schweigen nie lange aus, also bringe ich ein Thema an. Und jedesmal saß ich da nachher und es uferte aus zu einer "Spezialtherapie für Frau St."
Argh! Dieses Mal war es so heftig, dass ich mal eben den Raum verlassen musste. Meine Frage war, was die anderen sich von der Therapie erwarten. Erwarten sie, dass man hier ein paar Knöpfchen drückt und zack: nie wieder will man trinken? Oder sind die bereit, viel harte Arbeit in diese Therapie zu stecken und falls ja: wie geht es denen damit?
Als Beispiel deutete ich mein Einzelgespräch an. Und wie schwer es mir fällt, Anerkennung anzunehmen, obwohl ich mich nach Anerkennung sehne. Um mich rundherum wohlzufühlen, brauche ich ab und an mal ein Lob.
Und das bekomme ich auch, sei es für mein Gestricke oder das ich mich für Andere engagiere. Aber ich rede alle meine Tätigkeiten ständig klein.
Beispiel: ich bin stellvertretende Protokollantin. Kollege M. sagt, das er das niemals könne und das super findet. Was erwidere ich: "Also bitte. Ich sitze nur da vorne und halte einen Kuli fest!" Er: "Aber 40 Leute starren dich an!" Ich: "Ja. Und? Da ist doch nichts dabei!" Er:" Du liest vor zig Leuten aus deinem eigenen Buch vor!" Ich: "Pfft, das alberne Geschreibsel!"
Also mal ehrlich, das muss aufhören!
Auf der einen Seite weiß ich durchaus, was ich alles kann und was ich in meinem Leben bereits geschafft habe. Trotz meiner Suchterkrankung. Auf der anderen Seite verachte ich mich selber nach wie vor dermaßen für diese Krankheit, dass ich kaum etwas positives zulassen kann.
Und daran arbeite ich jetzt. Und in mir wird es an manchen Tagen frühlingshaft leicht, weil ich lerne. Ich lerne, mich wieder zu mögen und auch mal ein Lob anzunehmen. Und ich lerne, einfach Dinge zu erledigen, weil ich gerne Sachen organisiere. Und nicht, weil ich dafür ein "Hattu aber fein gemacht!!" hören will. Genau das denke ich nämlich immer.
Sowas geschieht mit einem, viele Jahre nach der Kindheit, weil es immer nur Liebe gab, wenn ich sehr gute Leistung erbrachte. Dankeschön! *sarkastischen Knicks mach*
Außerdem *Fanfare!!*: ich habe Halbzeit. Meine Therapie ist tatsächlich schon zur Hälfte herum! Nur noch vier Wochen stationär, danach gehe ich für die letzten drei Wochen in die sogenannte T.S.E. = teilstationäre Entlassungsphase. Ich behalte mein Zimmer hier, kann aber jeden Nachmittag nach Hause fahren. Also genau wie eine Tagesklinik. Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass ich bei Bedarf auch hier schlafen kann.
Das finde ich sehr fein gelöst und werde es natürlich in Anspruch nehmen.
So. Morgen um 8:30 ruft mich das Jobcenter an, ein Herr S. möchte mich beraten. Ich weiß zwar beim besten Willen nicht, inwiefern er mich beraten möchte, aber bitte... :)
Und dann habe ich ab dieser Woche auch noch die sogenannte "Arbeitslosengruppe". Da lerne ich, wie man ein Bewerbungsschreiben verfasst. Gaaaanz super. Ich versuche, da wieder rauszukommen. Bewerbungen schicke ich schon seit 10 Tagen raus, ich war 2 Wochen arbeitslos dieses Jahr. Nicht 2 Jahre... *augenverdreh*
Nicht falsch verstehen, hier gibt es einige, die schon echt lange arbeitslos sind. Für diese Leute ist so eine Gruppe sehr gut. Aber dazu zähle ich mich nun wirklich nicht.
Na, wir werden sehen...Habt eine gute Woche!
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