Sonntag, 27. September 2020
Endspurt!
Ich bin zappelig und gleichzeitig faul. Ja, das geht *g*

Dienstag in einer Woche latsche ich mit einem kleinen Rollköfferchen hier vom Berg und fahre zurück in die Große Stadt. Und die letzte Woche hier wird mir lang.

Ich werde einiges vermissen: die Umgebung. Die Natur. Die Abgeschiedenheit. Einige Menschen.

Was ich nicht vermissen werde: einige Menschen, diese ver&/((§$-Matratze (aua), immer rauszulatschen wenn ich rauchen will, die vorgeschriebenen Essenszeiten und das unbequeme Sitzen (diese Stühle sind toll für ca. 10 Minuten).

Aber das sind Petitessen. Ich bin irre dankbar für diese Einrichtung und dass es sowas überhaupt hier gibt. Das ist alles andere als selbstverständlich. Dazu kommt, dass ich eh eine Ausnahme hier bin, weil die Allermeisten hinterher eben nicht nach Hause fahren können. Die haben kein Zuhause mehr. Umso dankbarer und demütiger bin ich auch, dass ich die Kurve so schnell bekommen habe im Frühjahr.

Und wenn man sich das hier so anhört und miterlebt, wie es den Menschen geht, dann wird man umso froher für das, was man hat.

Ich habe Pläne für die erste Zeit. Erstmal natürlich putzen. Logisch. Dann: entkernen. Ich bin bestens in dem Vierteljahr mit 4 Hosen und 5 Shirts ausgekommen. Plus einem Pulli. Letzte Woche hatte ich Zimmerkontrolle (irgendwann erwischt es jeden...) und die Therapeutin wühlte sich glücklich durch meinen Kleiderschrank mit dem Satz: "Hach, Frau S. Sie haben so schön wenig Klamotten!"
Während die andere meine Nachttischlade aufschob und zu lachen anfing: "Also wirklich JEDER hat da ca 15 Pfund Süßigkeiten drin. Bei ihnen ist es Wolle, hehe." Woraufhin ich wortlos den Karton unterm Bett hervorzog und auf den zweiten Wollvorrat zeigte.

Jedenfalls hat die Zeit hier mal wieder gezeigt, dass man wirklich nicht so viel Tüdelkram braucht wie man meint. Die Kleiderkammer der Kirche wird sich freuen ;-)

Und dann: braucht noch jemand CDs? Ich hab noch zwei Billyregale voll, aber nutze das nicht mehr. Ich hab nicht mal mehr eine Anlage. Alles so Rock/Metal/Dingsda. Bitte melden, ich verschick auch.

Jobsuche, achja. Das steht ja auch noch an. Ich habe Bewerbungen laufen, das warte ich erstmal ab.

Und dann werde ich wohl auf Anraten eines lieben Mitlesers hier mich doch nochmal bezüglich eines Anwaltes schlau machen. Ich mag gar nicht nachrechnen, wieviel Geld mir eigentlich durch die Lappen gegangen ist weil links und rechts nicht so genau zu wissen scheinen, was geht. Aber es ist wohl eine höhere vierstellige Summe.
Das mag ich aber nicht von hier aus beginnen. Ich darf nur auf meinem Zimmer das Handy nutzen und da ich tagsüber eher selten auf dem Zimmer bin, bin ich kaum erreichbar.

Jedenfalls fange ich Freitag an, alles zu packen. Mein Brüdi kommt Samstag morgen und hilft mir, den ganzen Kladderadatsch nach Hause zu fahren. Zurück reicht dann für zwei Tage auch ein kleines Köfferchen ;-)

Weil: die Gitarre, ein Bild, gefühlt 10 Kilo Wolle und Zeichnungen, Bastelkrams, Sommer- und Herbstkleidung etc., das schaffe ich nicht zu Fuß alleine. Schon mal gar nicht mit DEM Knie. Achja. Damit muss ich ja auch los.

Man sieht: ich hab echt viel vor, alles mehr oder weniger angenehm bzw. wirklich notwendig.

Und dann überlege ich schon, was ich am 6. Oktober abends schnabulieren werde. Spaghetti Bolo? Lachsnudeln? Hach.

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Donnerstag, 17. September 2020
Aus dem System gefallen...
Ich habe resigniert bezüglich Arbeitsamt und Krankenkasse. Es sieht tatsächlich so aus, als wenn ich schlicht und einfach aus dem System geplumpst bin.

Chronologische Abfolge:

Zum 30.3. hatte ich den Auflösungsvertrag mit der BA unterzeichnet. Es folgte eine 3-monatige Sperre des ALG 1, da ich "mit Unterzeichnung des Vertrages gewusst hatte, arbeitslos zu werden". Ok, kann man auch anders betrachten (es war in der Probezeit und mir wurde dieser Vertrag extra vorgeschlagen, damit ich eben KEINE Sperre bekam, aber egal).
Die Sperre war gesetzt bis 23.6.. Am 21.6. ließ ich mich ins Krankenhaus zur Entgiftung einweisen und schickte sofort am nächsten Tag eine "Liegebescheinigung" an die BA.
Daraufhin erfolgte die Abmeldung aus der Krankenkasse und der Pflegeversicherung, ich möge doch bitte Hartz 4 beantragen. Und nein ich habe - da ich nicht krankenversichert bin - auch keinen Anspruch auf Krankengeld.

Wegen.Zwei.Tagen.Bin.Ich.Aus.Dem.System.gefallen.

Hätte ich mal noch zwei Tage durchgehalten und wäre dann erst in die Entgiftung gefahren. Dann wäre nämlich alles in bester Ordnung gewesen. Ok, ich wäre vielleicht gestorben, aber ansonsten wäre es so fein gewesen.

In wochenlangen Versuchen mit Telefonaten, Briefen und Mails zusammen mit meiner Therapeutin haben wir genau nichts erreicht. Die BA stellt sich ablehnend, die Krankenkasse noch viel mehr. Ich habe mich natürlich freiwillig versichert und alle Beiträge seit dem 21.6. nachgezahlt (immerhin auch mal eben knapp 500 Flocken), aber einen Anspruch auf Krankengeld habe ich auch nicht, weil ich ja nicht arbeite.

Ehrlich, ich saß hier des öfteren wie Remy, die Ratte aus dem Film "Ratatouille" und zog an den Ohren.

Es kann doch nicht sein, dass ich jahrzehntelang brav und ordentlich meine Beiträge zu den Versicherungen gezahlt habe - ich war immer fest in Vollzeit angestellt (auch während der ersten Therapie 2012), habe alles gezahlt, hatte nie mehr als 5 Wochen Arbeitslosigkeit und das auch nur einmal - und jetzt wegen dieser verdammten 2 Tage überhaupt gar nichts bekomme?

Und zudem doppelte Miete habe (hier und zuhause, ca. der gleiche Betrag).

Und zuhause auch alle anderen Kosten weiterlaufen.

Mein ganz ganz großes Glück ist die Abfindung aus dem letzen Jahr. Sonst wäre ich jetzt wirklich auf ALG2 gerutscht. Ok, dann müsste ich zwar kaum etwas zahlen, hätte aber auch nur knapp 170,-€ monatlich zum Leben.

So komme ich zwar finanziell gut zurecht, aber Leute, mal ganz ehrlich: so ganz richtig finde ich das alles nicht.

Eine Klage hätte übrigens keine Chance:

Letzte Woche rief mich nach vielen Monaten mal meine Sachbearbeiterin der BA an. Die Dame ist äußerst nett und sehr hilfsbereit. Sie fragte etwas verwirrt, wo ich denn eigentlich stecken würde, weil sie seit Juli überhaupt keine Einträge mehr hätte von mir.

Ich erwähnte recht fassungslos, dass ich nahezu wöchentlich im Servicecenter angerufen hätte. Und Leudde: ich habe da auch gearbeitet. Ich WEISS, dass man jeden Anruf zu notieren hat. Ausnahmslos. Damit andere Kollegen eben nachlesen können, wie die Sachlage ist.
Das wurde bei mir monatelang nicht gemacht.

Die herunterfallende Kinnlade von Frau H. habe ich übrigens bis hier oben gehört. Sie wurde dann recht gnatzig, ließ die eine oder andere nicht ganz jugendfreie Bemerkung über "7&/($%"=%"-Servicecenter&/($murmel&($"/=Schei***" fallen und hörte sich also meine ganze Geschichte an.

Und sagte dann bedauernd, dass ich wirklich keine Chance habe auf ALG1 oder Krankengeld.

Eine Situation wie die meinige ist einfach nicht im System. Da geht es strikt nach Fristen und dann hat man eben Pech gehabt.

Ab dem 1. Oktober bin ich gesund geschrieben. Ich werde es dem Arbeitsamt telefonisch UND digital mitteilen, am besten latsche ich auch noch hin und gebe die Gesundschreibung persönlich und mit einem Knicks ab.
Und DANN bekomme ich auch ALG1. Toll, nä?

Und wehe , ihr kommt mir dann mit einem Jobangebot wie das letzte: "Callcenter, Outbound, 9,-€ brutto/Stunde" :-(

Achja: die Krankenkasse werde ich wechseln. Jemand einen guten Tip? Wäre fein, wenn die mindestens eine professionelle Zahnreinigung pro Jahr zahlen würden *g*

Davon mal abgesehen: ich ziehe das hier bis zum letzten Tag durch. Das Therapeutenteam hat mir angeboten, schon gehen zu können, damit ich finanziell besser dastehe. Das finde ich zwar sehr nett, aber unnötig. Ich breche nicht ab und genieße die letzten zwei Wochen hier.

Und von dem recht kläglichen Rest meiner ehemals netten Abfindung kaufe ich mir halt ne neue Waschmaschine anstatt ner ganzen Küche. So.

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Donnerstag, 10. September 2020
Fallstricke
Wir haben frühmorgens hier immer eine nette Runde, bestehend aus drei Menschen. Kaffee, Zigarette und den Tag allmählich beginnen, Tiere beobachten (die Eichhörnchen sind geradezu hektisch derzeit, während die Vögel sowas wie einen zweiten Frühling feiern.) und reden.
Heute kam die Rede auf den alltäglichen Umgang mit Gebrauchsmitteln. Nicht nur Essen und Trinken, auch diverse andere Sachen enthalten nämlich Alkohol.

Der übliche Griff zum Mundwasser kann da fiese Folgen haben. Viele enthalten nämlich eine nicht geringe Menge an Alkohol und wenn man damit fröhlich gurgelt und DANN pusten muss: auweia. Ok, im normalen Leben steht natürlich niemand morgens und abends und nach jedem Ausgang vor einem und hält das Kontrollgerät vor die Nase. Und trotzdem ist da oft ein blödes Gefühl. Obwohl man sich sehr sicher ist, nichts konsumiert zu haben, luschert man trotzdem auf die Anzeige und wartet auf das 0,0. Wie blöde.
Aber auch wie aufmerksam von einem selber. Viele sagen hier, dass sie sich überhaupt nicht mit ihrer Sucht beschäftigen. Sie denken nicht daran und damit ist die Sache erledigt.
Ich bin da anders. Weil ich weiß, wie aufmerksam man ab sofort - wieder- durchs Leben gehen muss. Wenn ich meine Sucht völlig ignoriere, habe ich mich damit nicht genügend auseinandergesetzt.

Und dann passiert es tatsächlich, dass man sich einen Becher Eis kauft und einem plötzlich ein wattiges Gefühl im Kopf hochsteigt. Und dann guckt man doch mal auf die Inhaltsstoffe und siehe da: das Zeug enthält Alkohol.
Eine völlig harmlose Eissorte wie Schoko-Banane. Na vielen Dank auch.

Siehe auch Kinder-Milchschnitte. Mittlerweile wurde es geändert, aber die erste Version enthielt reichlich Schnappes. Für KINDER. Soviel zum Umgang mit Alk seitens der Nahrungsindustrie ;-)

Man sollte jederzeit aufmerksam, aber nicht panisch sein. Persönlich habe ich z.B. überhaupt kein Problem damit, Fleischsalat oder ähnliches zu essen, wo Branntweinessig enthalten ist. Ich sortiere jetzt auch nicht hektisch alle Lotions und Cremes aus, wo Ethanol enthalten ist. Ich neige nicht dazu, meine Bodylotion auszuschlürfen oder mir Niveacreme aufs Brot zu schmieren *schudder* und da die gut riecht, aber nicht nach Alk: so what?

Bei mir unbekannten Sachen wie z.B. letztens ein Garnelensalat von Gosch war ich aber tatsächlich unsicher. Ich musste direkt nach dem Essen zum pusten und hatte für 1 Sekunde Panik. Damn, ich hatte nicht auf die Inhaltsstoffe geguckt. Was, wenn da Weißwein oder sowas enthalten war? Was lernt Frau S. daraus? :"Mädel, guck halt auf das Etikett!"
(Spoiler: war nix, alles fein)

Auch wenn man Essen geht, kann es daneben gehen. Eine Freundin, seit langem trocken, hatte erst vor wenigen Monaten die unschöne Erfahrung gemacht, dass in dem bestellten Essen reichlich Alkohol enthalten war und es war nicht deklariert. Leute: das geht nicht. Wirklich nicht. In den allermeisten Fällen wird man nicht sofort wieder rückfällig, aber das Gefühl eines leichten Räuschleins reicht leider oft schon aus, alle alten Trigger wieder in Hochstimmung zu versetzen und es bedarf einiges an Willenskraft, dem nicht nachzugeben. Zudem ist es schlicht und einfach Scheiße von dem betreffenden Koch, solche Speisen nicht klar zu definieren.

Womit ich persönlich keinerlei Probleme habe: wenn Rotwein in einem Schmorgericht ist und das ganze dann stundenlang vor sich hin köchelt. Da ist kein Alk mehr im Essen und ich werde absolut nicht getriggert. Ich selber koche zwar nicht so, aber kann es bei Einladungen problemlos und mit Genuss essen.
Kocht man allerdings ein Chili nur 15 Minuten und die Soße besteht zu 30 % aus Rotwein...(hiermit liebe Grüße an den Ex-Kollegen. Das war nicht lustig)

Fazit: uffpasse! Mit den Jahren kommt eine gewisse Gelassenheit, die aber wirklich nie in einen Schlendrian wechseln sollte. Und der kleine Fiesling ist wirklich nie ganz weg.

Oh, Frühstück! (darauf freue ich mich übrigens auch sehr: dann zu essen, wenn ich Hunger habe. Und nicht, weil es 8 Uhr ist...)

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