Sonntag, 27. September 2020
Endspurt!
Ich bin zappelig und gleichzeitig faul. Ja, das geht *g*

Dienstag in einer Woche latsche ich mit einem kleinen Rollköfferchen hier vom Berg und fahre zurück in die Große Stadt. Und die letzte Woche hier wird mir lang.

Ich werde einiges vermissen: die Umgebung. Die Natur. Die Abgeschiedenheit. Einige Menschen.

Was ich nicht vermissen werde: einige Menschen, diese ver&/((§$-Matratze (aua), immer rauszulatschen wenn ich rauchen will, die vorgeschriebenen Essenszeiten und das unbequeme Sitzen (diese Stühle sind toll für ca. 10 Minuten).

Aber das sind Petitessen. Ich bin irre dankbar für diese Einrichtung und dass es sowas überhaupt hier gibt. Das ist alles andere als selbstverständlich. Dazu kommt, dass ich eh eine Ausnahme hier bin, weil die Allermeisten hinterher eben nicht nach Hause fahren können. Die haben kein Zuhause mehr. Umso dankbarer und demütiger bin ich auch, dass ich die Kurve so schnell bekommen habe im Frühjahr.

Und wenn man sich das hier so anhört und miterlebt, wie es den Menschen geht, dann wird man umso froher für das, was man hat.

Ich habe Pläne für die erste Zeit. Erstmal natürlich putzen. Logisch. Dann: entkernen. Ich bin bestens in dem Vierteljahr mit 4 Hosen und 5 Shirts ausgekommen. Plus einem Pulli. Letzte Woche hatte ich Zimmerkontrolle (irgendwann erwischt es jeden...) und die Therapeutin wühlte sich glücklich durch meinen Kleiderschrank mit dem Satz: "Hach, Frau S. Sie haben so schön wenig Klamotten!"
Während die andere meine Nachttischlade aufschob und zu lachen anfing: "Also wirklich JEDER hat da ca 15 Pfund Süßigkeiten drin. Bei ihnen ist es Wolle, hehe." Woraufhin ich wortlos den Karton unterm Bett hervorzog und auf den zweiten Wollvorrat zeigte.

Jedenfalls hat die Zeit hier mal wieder gezeigt, dass man wirklich nicht so viel Tüdelkram braucht wie man meint. Die Kleiderkammer der Kirche wird sich freuen ;-)

Und dann: braucht noch jemand CDs? Ich hab noch zwei Billyregale voll, aber nutze das nicht mehr. Ich hab nicht mal mehr eine Anlage. Alles so Rock/Metal/Dingsda. Bitte melden, ich verschick auch.

Jobsuche, achja. Das steht ja auch noch an. Ich habe Bewerbungen laufen, das warte ich erstmal ab.

Und dann werde ich wohl auf Anraten eines lieben Mitlesers hier mich doch nochmal bezüglich eines Anwaltes schlau machen. Ich mag gar nicht nachrechnen, wieviel Geld mir eigentlich durch die Lappen gegangen ist weil links und rechts nicht so genau zu wissen scheinen, was geht. Aber es ist wohl eine höhere vierstellige Summe.
Das mag ich aber nicht von hier aus beginnen. Ich darf nur auf meinem Zimmer das Handy nutzen und da ich tagsüber eher selten auf dem Zimmer bin, bin ich kaum erreichbar.

Jedenfalls fange ich Freitag an, alles zu packen. Mein Brüdi kommt Samstag morgen und hilft mir, den ganzen Kladderadatsch nach Hause zu fahren. Zurück reicht dann für zwei Tage auch ein kleines Köfferchen ;-)

Weil: die Gitarre, ein Bild, gefühlt 10 Kilo Wolle und Zeichnungen, Bastelkrams, Sommer- und Herbstkleidung etc., das schaffe ich nicht zu Fuß alleine. Schon mal gar nicht mit DEM Knie. Achja. Damit muss ich ja auch los.

Man sieht: ich hab echt viel vor, alles mehr oder weniger angenehm bzw. wirklich notwendig.

Und dann überlege ich schon, was ich am 6. Oktober abends schnabulieren werde. Spaghetti Bolo? Lachsnudeln? Hach.

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Samstag, 5. September 2020
Hilfe finden
Seit 2 Monaten schreibe ich jetzt diesen Blog und in der kurzen Zeit kamen Menschen auf mich zu, denen es so ergeht wie mir. Bis auf die Tatsache, dass sie sich noch keine Hilfe geholt haben.

Was kann man tun, wenn man merkt, dass man eindeutig zu viel trinkt, wenn es einem immer schlechter geht und man die Kontrolle verliert?

Als erstes wäre da der Hausarzt/ die Hausärztin. Vor 9 Jahren hatte ich eine nicht so wirklich gute, die mir auf mein Blutkotzen hin empfahl, "mal ein Süppchen zu essen". Ende vom Lied: ich wies mich selber ins Krankenhaus ein und nachdem alles durch war, also knapp ein Jahr später, lobte sie sich, wie toll sie das alles gewuppt hatte.

Ja nee. Is klar. Nix haste gewuppt, Frau Doktor.

Ein guter Arzt erkennt, dass der Mensch vor ihm am Ende ist und ergreift entsprechende Maßnahmen. Zum einen natürlich eine Überweisung in eine Klinik zum entgiften. Das reicht aber nicht. Möchte man nicht erst aus purer Verzweiflung den Weg über die Geschlossene gehen, muss man einen Termin zum entgiften machen. Ansonsten wird man in 99% der Fälle erstmal wieder nach Hause geschickt. Die Stationen sind erschreckend voll, man sollte sich auf Wartezeiten bis zu 2 oder sogar 3 Wochen einstellen. Zudem muss man meistens regelmäßig auf der entsprechenden Station anrufen, um seinen Willen zu "beweisen". Was vielen durchaus schwer fällt. Man ist so in seinem Elend, dass es unsagbar anstrengend ist, täglich zu einer festen Uhrzeit die Klinik anzurufen. Klingt komisch, ist aber so. Man schafft es ja auch nur selten, zu duschen, geschweige denn mal aufzuräumen etc.

Hat man einen Termin: entgiftet NICHT VORHER ZU HAUSE!! No fucking way, das lasst bitte hübsch bleiben. Trinkt weiter. Haltet den Spiegel so, dass ihr nicht entzügig werdet. Es ist auch absolut kein Problem, mit Promille auf der Station anzukommen. Die sind das da gewohnt und ihr seid ganz bestimmt nicht alleine. Alles besser, als alleine zu entziehen.

Und erst nach ca. 4 bis 5 Tagen, wenn man allmählich von den Benzoediazepinen runter ist und wieder anfängt, sich halbwegs menschlich zu fühlen, erst dann geht der Weg weiter.

Nehmt euch die Zeit, der Körper braucht die Ruhe. Die Seele auch, aber das kommt erst viel später.

Nach der ersten Woche wird ein/e Therapeut/in auf euch zu kommen. Man bespricht dann das weitere Vorgehen und die Möglichkeiten, die man hat. Macht bitte nicht den Fehler und denkt nach den 21 Tagen, dass jetzt alles ok wäre. Ist es nicht. Auch wenn man sich fühlt, als könnte man die Welt erobern. Nope. Fallt nicht drauf herein. Das wird einem in den Gesprächen auch gesagt, dass die 21 Tage nicht reichen werden. Zumindest nicht in den allermeisten Fällen. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass gerade mal 2% es direkt nach der qualifizierten Entgiftung geschafft haben, ab sofort abstinent zu bleiben. Glückwunsch. Aber so selten wie ein Albino-Seebär.

So: kommen wir zu den Anträgen. Igitt, Bürokratischer Kram. Aber man hat Hilfe. Die Therapeuten wissen sehr genau, was man wo beantragen kann. Man muss einen Lebenslauf schreiben und der wird dann genutzt, um einen Sozialbericht zu verfassen. Der plus Arztbrief geht dann an die entsprechenden Stellen.
Eine Langzeittherapie wird in den meisten Fällen von der Deutschen Rentenversicherung bezahlt.
Eine Vorsorge (die es nur selten in Deutschland gibt!), wird von der Eingliederungshilfe/Gesundheitsamt bezahlt.
Die Entgiftung zahlt die Krankenkasse.

Und sind die Anträge dann raus, heißt es warten.

Hier in der Vorsorgeeinrichtung, wo ich mich noch 4 Wochen aufhalten werde, kann man bleiben bis endlich die Kostenzusage der DRV da ist und ein Platz in der gewählten Langzeittherapie frei ist. Das kann relativ schnell gehen. Oder auch seeeehr lange dauern. In meinem Fall waren es damals fast 3 Monate. :-/

Hat man nicht die Möglichkeit, in eine Vorsorge zu gehen, empfiehlt es sich, eine Beratungsstelle aufzusuchen und/oder sich eine Selbsthilfegruppe zu suchen. Was auch immer man macht: möglichst nicht alleine bleiben. Der Suchtdruck wird wiederkommen und wenn man endlos lange wartet auf den erlösenden Brief, ist es gefährlich. Der Frust lässt einen schnell wieder zur Flasche greifen.

Das mag jetzt alles sehr kompliziert klingen. Aber eigentlich ist es das nicht. Kompliziert ist das Warten. Und natürlich der erste Schritt, sich überhaupt Hilfe zu suchen. Aber wenn man den gemacht hat: allerherzlichsten Glückwunsch!

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Dienstag, 25. August 2020
La Vie En Rose
...singe ich schon den ganzen Tag. Obwohl es nichts wirklich neues von den Ämtern gibt, das Wetter blitzartig von "Ooooh, Sommer!!!" zu "Äh. Herbst??" gewechselt hat und es in Strömen regnet (aber der Wald riecht sooo toll!!) und ich hier allmählich auf der Stelle latsche.

Ich habe einfach eklig gute Laune :))

So einiges ist passiert seit dem letzten Eintrag.

Zum einen ist schon wieder jemand entlassen worden. Aber das ist jetzt vielleicht auch nicht die schlaueste Art gewesen, abends einfach nicht mehr heimzukehren, die gesamte Nacht weißderGeier wo herumzusaufen und nächsten Vormittag blau wie 1000 Russen den Berg hoch zu torkeln. "Binwiedadaaaa!"

Das war der achte (!!) Aufenthalt des Mannes hier. Man könnte traurig sein über soviel Elend. Es hält sich dann aber doch arg in Grenzen mit dem Mitleid, weil er jeden äußerst abfällig bewertete und dies auch sehr laut kundtat, dass Rückfälle nur etwas für Loser und W****** seien. Tjaaa....

Und dann ist da ja auch noch Corona. Soviel haben wir hier oben bis Anfang der Woche nicht mitbekommen. Seit 4 oder 5 Wochen dürfen wir wieder Besuch (nach den Regeln natürlich) bekommen und ansonsten lebt man ohne MSN.

Bis gestern. Ohne Maske nur noch draußen und dann auch nur mit Abstand. Und die Situation im Speisesaal sieht jetzt so aus, dass immer nur eine der drei Gruppen im Saal essen darf, die anderen 3 essen in deren Aufenthaltsräumen. Huchhach. Das hat erstaunlich gedauert, bis es bei allen verständlich ins Hirn gelangt ist. Und dann dieses Entsetzte "Was heißt das, WIR müssen unser Geschirr selber abwaschen?? WAS??" (Wir reden hier von 6 Tellern und Besteck).
Alles aus der Küche wird nach wie vor in der Spülküche durch die Maschine gejagt. Also wirklich keine Raketenwissenschaft, aber neiiiiiin, wie uuuunbequem und aaaaanstrengend...

*gna*

Ich bin aber ziemlich happy über die neue Situation, weil ich erstens in einer ganz und gar netten Gruppe bin, der einzigen gemischten (was ich immer gegenüber reinen Frauengruppen vorziehe), die anpacken kann. Wir haben uns es schon nett gemacht, alles rübergeholt, was man so als Amenities braucht: Tabasco, schwarzer Pfeffer aus der Mühle, die selbstgekochten Marmeladen von U., Senf. Die Einteilung, wer was holt, wegbringt und die Wohnküche wieder säubert hat genau 2 Minuten gedauert. Zack. Das Leben kann so einfach sein ;-)

Und zum anderen: KEIN SPÜLDIENST MEHR! Ich hatte eh geplant, nächsten Mittwoch den Dienst abzugeben. Aber so geht es auch, hehe. Die letzten fünf Wochen hier möchte ich mich noch mehr auf mich konzentrieren. Und nicht 3 mal am Tag 7 Tage die Woche den Dreck der anderen wegmachen.

Heute habe ich ein Seidentuch in grünlila mit silbernen "Helm-von-Loki"-Elementen fertig gestellt. Und den angefangenen Korb sehr deutlich beiseite gestellt.
Ergotherapeutin: "Aber möchten sie den nicht noch fer....?" "Nein!" "Aber das ist doch nur noch der Ra...." "Neihein!" "Nicht??" "NEIN!" "Oh. Okay. Dann stellen sie ihn mal an die Seite."

So gerne ich handarbeite, aber ich ahne, warum Körbe flechten einst eine Knastarbeit war *g*

Nachmittags gab es "Entspannte Bewegung" und ich habe es sehr genossen. Bei weit offenen Fenstern auf Matten liegend, schön zugedeckt und dazu Anweisungen zur Tiefenentspannung gelauscht: hat geklappt. Danach fühle ich mich immer 5 Zentimeter größer und leicht wie eine Feder.

Und dann gab es auch noch ein absolut leckeres Gulasch. Also WIRKLICH lecker. Ich sage es der Küchendame auch immer, wenn ich etwas wirklich gut fand. Man kann ja auch durchaus mal loben und danke sagen anstatt ständig zu nölen, nicht wahr?

Alles in allem war das der erste wirklich gute Tag seit einigen. Ich war frustriert, genervt, gelangweilt. Hab dann erkannt, dass es einem außerhalb der Käseglocke hier ganz genauso geht und es sich ja auch nur noch um knapp 6 Wochen handelt. Auch draußen hat man miese Tage, wo man sich selbst nicht leiden kann und alles doof ist.

Der Suchtdruck ist ganz weg, die absolute Akzeptanz nach wie vor da. Meine Bezugstherapeutin fing zwar an, doch noch eine Langzeittherapie vorzuschlagen, aber das werde ich keineswegs machen. Ich bleibe weiter in Behandlung, keine Frage. Aber nochmal 4 Monate weg? Nein. Und ich muss auch nicht bei Null anfangen. Ich kenne die Skills und vor allem weiß ich ganz genau, warum ich rückfällig geworden bin.

Ich beginne, mich ganz langsam, aber zuversichtlich, auf zu Hause zu freuen...

Um es mit Peter Fox zu sagen: "Steig auf den Berg aus Schrott, weil oben frischer Wind weht!"

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Donnerstag, 13. August 2020
Huch...es ist weg!
Sommer, Wald, Ruhe, gute Leute, Schlaf und weg von dem Alltag...nach knapp 5 Wochen habe ich seit drei Tagen absolut keinen Druck mehr. Wie toll das ist!

Bis dato war es durchaus so, dass ich hier oben auf dem Bullerbüberg zwar in Sicherheit war, aber bei dem Gedanken an woanders sein auch ziemlich schnell ein Verlangen nach einer Weinschorle oder einem Alster aufkam.

Also nicht, dass ich mich abschiessen wollte, aber halt etwas trinken. Was bei mir - und ich kann nur für mich sprechen - eigentlich jedesmal der Anfang vom Ende auf der Entgiftungsstation war. Oder zumindest der gefährliche Versuch, zu Hause zu entgiften.

Irgendwann, ich denke, es war Montag, hat es Klick gemacht. Die Akzeptanz war da und sie kam einfach so. Ich war alleine in Buchholz bei einem Orthopäden und hatte über Mittag frei. Und ich hatte große Lust, einfach ein wenig für mich alleine zu sein, zu bummeln, ein büschen zu shoppen und dann lecker irgendwo Mittag essen.
Und als ich so in dem netten Restaurant saß und einen Flammkuchen und sehr leckeren Himbeer-Basilikum-Eistee schnabulierte, fiel mir tatsächlich erst hinterher auf, dass ich nicht einmal daran gedacht hatte, ob ein Alster nicht irgendwie geiler wäre. Ich kam weder auf den Gedanken an Alkohol noch auf die Vorstellung, dass ein sonniges Essen in schöner Umgebung ohne Wein nicht wirklich perfekt sei.

Hachz! Ich weiß gar nicht, wie das genau geschehen ist, aber mein kleiner Fiesling im Gehirn ist entweder bei der Hitze geschmolzen oder hat sich nach Grönland verkrümelt. Jedenfalls ist er jetzt weg. Und ich bekomme bei der Vorstellung, jetzt Alkohol zu trinken, Magenschmerzen und Übelkeit. Wie praktisch :)

Jetzt ist schon Donnerstag und die Zeit rast. Dabei sind die Tage hier nicht anstrengend oder stressig. Wir haben nur wenig Therapiestunden. Das ist hier ja auch keine richtige Therapie, sondern eine Vorsorge FÜR Therapien etc.
Aber ich kann alles wieder anwenden, was ich vor 8 Jahren gelernt hatte. Und es ist alles wieder da. Achtsamkeit. Eine gesunde Portion Egoismus. Akzeptanz.

Dazu kommt dieses irre Sommerwetter (ok, die letzten Tage war es selbst mir zu warm, ich gebe es ja zu), und die frühen Morgenstunden sind herrlich.

Die Abendstunden auch, es ist seidig warm, aber nicht mehr heiß. Wir sitzen neuerdings auf Bänken direkt am Waldesrand und beobachten Fledermäuse. Sternschnuppen habe ich aber noch keine gesehen, dabei müssten eigentlich die Perseiden herumsausen. Na, ich versuche es heute Nacht nochmal.

Meistens bin ich aber so gegen 23 Uhr echt müde und versuche, hier unter dem Dach ein wenig Abkühlung reinzukriegen. Also schlafe ich mit weit offenen Fenster, auch auf die Gefahr hin, dass Freund Flattermaus zu Besuch kommt. Und wenn schon. Fliegt auch wieder raus :)

Und ich bin so voller Energie, dass ich Samstag das Mittagessen vorbereiten werde. Matjes Hausfrauenart. Einfach aus dem Grund, dass ich Kartoffelsuppe bei 33° echt nicht lecker finde *g* Freund M. habe ich schon verhaftet, der kann die Zwiebeln schnippeln. Was die Veganer hier dann essen...keine Ahnung. Äpfel mit Kartoffeln oder so. *fg* Ist nicht mein Problem, siehe auch: gesunder Egoismus.

Ich heile. Und bin happy.

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Sonntag, 9. August 2020
Selbsthilfegruppen aka SHGs
Ja, das ist auch so ein Thema. Jederzeit hört und liest man, dass eine SHG unerlässlich ist auf dem Weg zur zufriedenen Abstinenz. Durch die Gemeinschaft mit anderen Süchtigen erkennt man, dass man nicht alleine ist und der Zusammenhalt in der Gruppe soll Hilfe bieten.

Meine Erfahrungen waren anders.

Während der Langzeittherapie kamen alle zwei Wochen Vertreter der unterschiedlichsten SHGs in die Klinik, um sich vorzustellen und das jeweilige Konzept zu erläutern.

Ich bin also brav zu einer Gruppe getapert. Die Mitglieder waren im Durchschnitt 20 bis 30 Jahre älter als ich und direkt nach meiner Vorstellung brummte ein ehemaliger Bundeswehrgeneral: "Du bist noch viel zu jung, Du säufst sowieso ganz schnell wieder."

Ich war damals 44. Und nach dieser warmherzigen Ansprache war DIESE Gruppe für mich sofort erledigt. Selbsthilfe. Pah, wohl eher Selbsthilfe zur Erniedrigung und Runterziehen.

Also eine neue gesucht. Ich hatte nach der Langzeit noch eine ambulante Nachsorge in einer Frauengruppe, da gibt es auch eine SHG. Also da mal hin. Problem eins: nicht alle waren schon trocken und frisch aus der Therapie neben einer Frau zu sitzen, die eine Fahne von hier bis Meppen vor sich her atmete: schwierig. Problem zwei: Männer sind und waren in dieser Einrichtung - aus Gründen - nicht erlaubt. Das nahm die Mehrheit der Gruppe als Gelegenheit wahr, sämtliche Probleme (auch und vor allem die Sucht) auf Männer zu schieben. Ausschließlich. Es gab keinerlei Selbstreflektion, die Männer sind an allem schuld, fertig, aus.

Das erschien mir doch sehr einfach gedacht und für mich wirklich nicht so ganz das Passende zu sein. Ich mag Männer und komme mit 99% wunderbar aus. Das andere eine Prozent ist doof, fertig :D Also auch diese Gruppe verlassen.

Dann hab ich mal die AAs (Anonyme Alkoholiker) probiert. Erst als reale Gruppe in der Nachbarschaft. Eigentlich nette Menschen, aber für mich persönlich war genau diese Gruppe viel zu religiös. Es wurde zum Gebet im Kreis stehend aufgefordert und mir stellten sich die Nackenhaare hoch. Ich und Kirche? Nein. Das geht einfach nicht. Das muss ich auch nicht groß erklären, ich lehne diese Art der Religion ab, Punkt.

Nö, das war auch nix. Also mal die AAs online versucht. Argh. Genau das gleiche. Irgendeine höhere Macht soll helfen, den Kampf zu gewinnen.
Nee, lasst man. Ich mach das alleine.

Und so habe ich das Projekt SHGs für mich damals aufgegeben. Ich wurschtel lieber so für mich alleine herum, herzlichen Dank, aber nein Danke.

Mittlerweile denke ich da ein wenig anders. Nach diesem Rückfall, der mich unglaublich viel Energie gekostet hat, habe ich beschlossen, mich erneut intensiv mit dem Thema SHG auseinanderzusetzen. Es gibt so irrsinnig viele, eine MUSS doch für mich passen.

Feinerweise hat mich ein Ex-Mitpatient zu seiner SHG eingeladen. Die ist nicht so weit weg von meiner Wohnung und gut mit den Öffis zu erreichen. Und sie ist abends, also auch mit einem eventuellen Job zu vereinbaren. Ich werde wohl bereits von hier aus damit beginnen, die Therapeutin findet die Idee sehr gut.

Also werde ich in den letzten vier Wochen hier im September immer Mittwochs in die große Stadt fahren und erst spät abends wieder zurückkommen. Hu, den Wald und den Berg alleine im dunkeln...*g* Aber wozu hat ein Handy eine Taschenlampe, nä?

Ansonsten lebt es sich hier während der Hitze noch langsamer als eh schon. Den Speiseplan ignoriere ich teilweise, weil Bohneneintopf bei 35° finde ich grausam. Ich hab für derlei Fälle immer Obstgrütze im Kühlschrank. Das Essen darf man nämlich nicht einfach so ausfallen lassen, leider.

Wir beschäftigen uns mit Wasserbomben und entsprechenden Wasserschlachten. Das innere Kind wieder entdecken, viel lachen, viel Bewegung und viel Gekreische. Herrlich!

Und eigentlich wollte ich heute wieder Blaubeermuffins backen, aber ganz ehrlich? Nö.

Habt einen schönen Sonntag und: viel trinken! ;)

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Mittwoch, 5. August 2020
Spätfolgen und kleine Schritte
Tachschön! Juchu, wir werden noch einige heiße Tage bekommen, bevor der Herbst anklopft. Freund T. schaudert es bereits, er hasst Sommer. Ich liebe es. Und da ich hier "oben aufm Berg" weder U-Bahnen noch verschwitzte Menschenmassen, weder Staus noch Gedrängel habe, habe ich natürlich leicht reden. :)

Hier ist Wald, ist es relativ angenehm unter den Bäumen. Ich werde mir in den freien Stunden eine Decke schnappen und mich unter die alte Eiche platzieren, Buch und Getränk in Griffweite. Ok, hier sind eklig viele Zecken, aber das wird schon schiefgehen.

Samstag ist ein Grillabend geplant und ich sehe zu, dass ich Scampis organisiere. Aber ich freue mich tierisch drauf, obwohl grillen ja nun für normale Leute nix Besonderes ist. Für mich aber schon.

Heute ganz früh kam ein Reh vorbei und hatte uns in dem Glaskasten (Raucherpoint) nicht bemerkt. Hübsches, junges Tier, es äste friedlich vor sich hin und mümmelte an den Blümchen und Gräsern. Bis Freund M. es fotografierte und vom "Klick" aufgeschreckt, sauste es zurück in den Wald.

Das alles sind kleine Begebenheiten, die aber alle zur Heilung beitragen. Achtsamkeit eben.

Man achtet sehr auf sich. Wenn während der Entgiftung die Medikamente allmählich zurückgefahren werden, beginnt es schon. Die ersten Tage kann man sich gar nicht mehr vorstellen wie es ist, gesund und fit zu sein. Aber es kommt wieder.

Unser Körper ist schon ein ziemliches Wunder. Da vergiftet man das gute Stück lange Zeit mit Nervengiften und trotzdem kann man wieder vollständig gesund werden.

Allerdings nicht jeder. Je nach Menge und Dauer des Konsums entstehen natürlich Schäden, die irreparabel sind. Leberzirrhose ist z.B. so ein Schaden. Das geht nicht mehr weg.
Ich habe es gottseidank "nur" zu einer leichten Fettleber gebracht, die sich gerade wieder normalisiert.

Andere hatten eindeutig zuviel vom Alkohol. Für mich persönlich ist das Korsakow-Syndrom erschreckend. Wenn man das hat, ist das Kurzzeitgedächtnis weg. Unwiederbringlich. An frühere Ereignisse erinnert man sich noch recht gut, aber man muss beispielsweise täglich neu lernen, wie der Geschirrspüler angeht. Dann stellt man ihn an, will es nächsten Tag wieder machen und muss erneut rausfinden, wie zur Hölle das Ding funktioniert.
Oder man sitzt in einer Runde zusammen, die Leute unterhalten sich und der-/diejenige mit dieser Krankheit fragt nach 5 Minuten exakt das Gleiche nochmal. Und dann nochmal. Das erzeugt natürlich eine gewisse Heiterkeit, aber nach einiger Zeit ist es anstrengend und dann dämmert es einem, dass der Patient/die Patientin eventuell ihr Hirn zu Hirsebrei gesoffen hat.

Ich selber habe mir vor 8 Jahren ziemlich meine Bauchspeicheldrüse zerledert. Ihr geht es jetzt ganz gut, aber ich muss tierisch aufpassen, was ich esse. Reichlich überbackener Käse? Blöde Idee. Scharfes Essen? Mjam. Aber blöde Idee. Eingelegtes Gemüse? Könnte ich mich reinlegen, aber...japp, blöde Idee.

Let's face it: Alkohol ist NICHT gesund. Auch nicht das abendliche Glas Rotwein.

Wenn ich wirklich alt bin, bin ich ziemlich gespannt auf das, was mein Körper mir dann sagen wird.

Aber seit 44 Tagen bin ich wieder trocken und ich merke, wie ich immer fitter werde. Ich keuche sogar nicht mehr wie ein asthmatischer Seehund, wenn ich den "Berg" hochkraxel. Ich habe einen gesegneten Appetit, was sich allmählich in einem sehr deutlichen Wämplein zeigt. Mist. Aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist mein Inneres und dass der Kampf irgendwann ein wenig leichter wird.

Der Druck kommt nämlich immer noch regelmäßig. Ich bin abstinent, aber noch nicht zufrieden damit. Daran werde ich diese Woche verstärkt dran arbeiten.

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Sonntag, 2. August 2020
Was ist Suchtverlagerung?
Via Facebook entstand kürzlich ein kleiner Disput mit Kumpel R., der meinte, dass ich den Suchtdruck ja anders abbauen könnte, z.B. indem ich ein "Tütchen rauchen" könnte.

Öhm. Nö. Blöde Idee. Ganz blöde.

Ich gehöre zu den Menschen, die unterschiedliche Dinge ziemlich extrem betreiben. Also wenn ich mal etwas mag, dann mache ich es auch richtig (Wie meinte Freund B. kürzlich über meine Liebe zum MCU? "Ähem, das ist etwas eskaliert bei Dir...") Und laufe dabei des öfteren in Gefahr, in eine andere Sucht zu rutschen. Das geht den meisten Süchtigen so.

Während der Langzeittherapie vor 8 Jahren hatte ein Mitpatient seine Alkoholsucht auf Spielsucht geändert. Er saß den lieben langen Tag vor dem einzigen PC in der Cafeteria und daddelte irgendein 3-gewinnt-Spiel. Stun-den-lang.
Was zum einen natürlich nicht gut für ihn war (man sollte exzessives Daddeln tunlichst vermeiden, auch ohne eine andere Sucht), zum anderen aber auch für die anderen Patienten ziemlich ärgerlich, weil der PC dazu gedacht war, in Kontakt mit Ämtern, Behörden, Jobbörsen etc. zu treten. Ihn da mal für 5 Minuten weg zu bekommen, artete regelmäßig in Gebölk und Schimpfen aus. Beiderseits.

Und Tütchen rauchen geht halt schon mal gar nicht. So angenehm es wäre, mal das Hirn mithilfe von anderen Substanzen ausknipsen zu können: das gilt nicht für Suchtkranke. Niemals. Wir haben eine Affinität zu Rauschmitteln aller Art. Nicht nur BTM, sondern das kann sich auch als Sportsucht, Sexsucht oder anderes darstellen.

Die Balance zu finden, das ist der Knackpunkt. Ich habe für mich als Beispiel stricken wiederentdeckt. Vor 8 Jahren fing ich an und seitdem ver- und bestricke ich alles, was bei drei nicht aufm Baum ist.

Letzten Winter habe ich 40 Paar Socken fabriziert und sie dann zum Elbschlosskeller gebracht. Hey, Neil Gaiman hat meinen Tweet darüber gefavet! (immer noch werde ich knallrot werde bei dem Gedanken daran...). Derzeit fummel ich an einem Pulli herum, danach wird eine Jacke dran sein. Mal so zwischendurch gab es ein Paar Bettsocken aus quietschgelber Flauschwolle für eine Mitpatientin.
Bin ich "leicht" stricksüchtig? Jupp. Auf jeden Fall. Wenn ich keine Wolle mehr habe, ribbel ich alte Pullis auf und stricke sie nochmal. Ich habe mir tatsächlich aus dem Hobby eine Suchtverlagerung gestrickt (sic!).

Allerdings finde ich das nicht wirklich schlimm. Ich regel ja nach wie vor meinen Tagesablauf, also ich räume auf, putze, gehe duschen, koche Essen und gehe - irgendwann mal wieder - arbeiten. Und freue mich wie ein kleines Kind auf den Abend, wenn ich mich wieder kopfüber in meinen riesigen Wollkorb werfen kann :)

Aber die Alkoholsucht auf anderen Konsum zu übertragen ist nun mal nicht ratsam.

Man bekämpft eine Sucht nicht dadurch, dass man einfach etwas anderes konsumiert. Das geht in 99 % der Fälle in die Hose. Sei es Hasch oder Essen.

Während der 4 Monate damals wurde seitens der Einrichtung auch bei den Mahlzeiten tatsächlich darauf geachtet, dass es nicht zu viel gab. Die Therapeuten wussten sehr genau, dass man anfängt, Schokolade und Chips einzuatmen. Daher gab es eine niedrig angesetzte Kalorienzufuhr, weil sowieso jeder nachmittags und Abends in die Cafeteria sauste und sich mit Naschkram eindeckte.
I ch hatte damals jeden Abend eine Tafel Ritter Sport Vollnuss weggeatmet. Und hab trotzdem abgenommen, weil das Sportprogramm für mich olle Sofakartoffel sehr toll war.

Es gibt vielerlei Süchte. Und Fresssucht betrachte ich nicht viel anders als Alkoholsucht. Es ist gefährlich für den Körper und man sieht es einem an. Allerdings nimmt das Hirn nicht so einen Schaden, wie es bei Alkohol nach langem, regelmäßigem Konsum leider vorkommt.

Der schöne Satz "Alles in Maßen" trifft für uns Alkis natürlich auch nicht mehr zu. "Alles bis auf sämtliche bewusstseinsverändernde Substanzen, und dann bitte auch hier maßhalten" trifft es schon eher.

Von daher: Tütchen rauchen is nich. Da stricke ich lieber noch 100 Paar Socken :D

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Mittwoch, 29. Juli 2020
Sucht=0, Ich=1
Heiligs Blechle, was war DAS denn für ein Tag? Irgendwie ging alles schief.

Zum einen: Gemeinschaftsdienstbesprechung. Hier ist das so geregelt, dass wir Patienten zahlreiche Dienste übernehmen. Einige arbeiten 3 x täglich, 7 Tage die Woche, das ist dann z.B. Tische eindecken, abdecken, spülen. Ich bin in der Spülküche, wir sind da 4 sehr lustige Leute und ab und an erklingt auch mal ein altes Arbeitslied aus den Südstaaten *zwinker*

Montags werden dann andere Sachen erledigt, das dauert je Dienst höchstens 2 Stunden. Damit hat man dann sein Soll erfüllt. Also die Auffahrt fegen, z.B. Oder vielleicht den Mülleimer im Fitnessraum leeren. Alles nicht so Sachen, die entweder Raketenwissenschaft sind oder irre anstrengend.
Trotzdem gibt es natürlich auch hier so Gesellen (ja, ausschließlich Männer!), die den lieben langen Tag die Eier schaukeln und nichts machen. Und da einige jetzt monatelang den 3xtäglich-7 Tage-Dienst gemacht haben, sehen die das nicht mehr so ganz ein und baten um einen Tausch. Völlig nachvollziebar.

Es gab Gemecker, Gezeter und eine Therapeutin, die ob des Ganzen sanftmütig sprach "Gehen Sie mal an sich, eventuell erkennen sie ja doch so irgendwie, dass Dienst an der Gemeinschaft sehr schön sein...."

...in dem Moment ist mein Kopf wie bei Homer Simpson nach hinten geknickt und ich hätte fast angefangen, zu schnarchen. Fuck them, dann gibt es eben Strafdienst. So einfach ist das. (Ja, ich komme aus der Gastro. Ja, da is nix mit Blümchen und Säusel und eititei. Finger aus dem Po und anpacken!)

Stimmung allenthalben: mies. Natürlich kein Strafdienst, aber natürlich auch keine Lösung.

Dann musste ich nochmal nach Hamburg, weil ich Paddelkopp vergessen hatte, Strom abzulesen. Und wollte gemütlich noch zu Karstadt, Wolle kaufen für mehr Socken und vielleicht noch etwas Gutes essen.

Nix da. Schon in der Wohnung bekam ich Suchtdruck. Ich wollte trinken. Also nicht mich wegschiessen, sondern einfach nur eine Mische. Eine Dose Captain Morgan oder so. Leicht hektisch habe ich sofort die Wohnung verlassen und bin per Bus nach Wandsbek. Was sehe ich? Karstadt macht dicht. Wolle war nur noch als Restposten zu kriegen, Schlangen bis zu 25 Metern. Also da auch wieder raus, auf den Fahrplan geguckt und gedacht, dass ich wohl besser jetzt schon wieder zurück fahre, bevor ich noch Unsinn mache.

Und Zack, bleibt die UBahn stecken. Hnnnngh...Der Mensch neben mir, der keine Maske trug, wurde von mir so böse angeblitzt, dass er dezent panisch seinen Putenschnulli...Schnutenpulli aufsetzte. Geht doch, muss ich immer erst giftig gucken? *g* (Und ich möchte betonen, dass ich wirklich nie etwas sagen muss. Ich guck einfach nur, hehe)
Neue UBahn kam an und am Hauptbahnhof den Zug zurück hierher in der allerletzten Sekunde noch erwischt.

Die Schnuckel T. und M. haben mich dann vom Zug abgeholt, weil ich schon per WhatsApp vorgewarnt hatte, dass ich kribbelig bin.

Und jetzt geht es mir wieder gut. Ich bin standhaft und aufmerksam geblieben und gerade ein klitzekleines bisschen stolz auf mich.

Wäre heute dann endlich mal Post vom Arbeitsamt oder der KK gekommen, dann wäre ich wirklich zufrieden. Naja, hätte ja sein können, so nach 14 Tagen. Was ich aber auch immer verlange, tsts...

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Samstag, 25. Juli 2020
Das kontrollierte Trinken
Tja, da streiten sich die Geister. Ist es möglich, als Alkoholiker/in kontrolliert zu trinken?

Also bei mir geht das nicht. Ich habe es ja ausprobiert. So ca. vor einem Jahr fing ich an, alle paar Wochen mal eine Weinschorle zu trinken, so schwach, dass man auch ein Glas Wasser hätte nehmen können und einfach "WEIN!" da rein gebrüllt hätte. Aber: es enthielt natürlich nichtsdestotrotz Alkohol.

Und da nach so einem Schörlchen rein gar nichts passierte, nicht mal ein Räuschlein, aber auch kein Craving nach mehr, dachte ich mir natürlich: "Och. Dann vielleicht n büschen mehr Wein. Juchu, es geht wieder!!"

Bis ich das Wasser wegließ. Ging immer noch. Und ich wusste, dass ich falsch abgebogen war und sich die Suchtspirale wieder öffnete. War ich aufmerksam mir gegenüber? Nope. Hatte ich alles vergessen, was ich vor 8 Jahren erlernt hatte? Jupp.

War es mir schnurzpiepegal? Ja. Leider. Und dann begann die Spirale sich zu drehen und das Ende ist bekannt.

Mir sind allerdings auch Fälle bekannt, in denen trockene (naja, halbtrockene...) Alkoholiker/innen irgendwann auch wieder anfingen, z.B. Bier zu trinken und es tatsächlich geschafft haben, ein einziges Abends zu trinken. Nicht mehr und nicht weniger. Auch nicht auf Partys oder bei sonstigen Anlässen. Das kann durchaus funktionieren, aber soweit mir bekannt, ist das kontrollierte Trinken die ganz große Ausnahme. Früher oder später greifen MEOS oder das Suchtgedächtnis wieder durch und erkämpfen sich die Oberhand.

Es gibt Suchtexperten, die das kontrollierte Trinken als eine Möglichkeit für Alkoholiker betrachten, um den Ausstieg ein wenig zu erleichtern. Der Satz "Niemals wieder auch nur einen Tropfen!" ist hart und endgültig. Sehr viele können es sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie es sein wird, völlig ohne Alkohol zu leben. Ich gehörte auch dazu. Aber dazu gehören natürlich auch Menschen, die kein Suchtproblem haben (oder es zumindest glauben).

Ladet mal zu einem Essen ein und es gibt nur alkoholfreie Getränke. WHAT? Och nöööö! Da haben viele plötzlich fix etwas anderes vor oder der Dackel hat Schnupfen oder es regnet oder sonstwas. Ich habe es versucht. ;-)

Ich persönlich komme mit den AA (Anonymen Alkoholikern) nicht besonders gut klar (später dazu mehr), aber ein Satz von ihnen hat mir in all den trockenen Jahren sehr geholfen: "Heute nicht!"

Jaja, klingt jetzt wie aus "Game Of Thrones", ich weiß *g*. Passt aber.

Wenn man sich einfach morgens vornimmt, heute nichts zu konsumieren, ist es viel einfacher als zu sagen, dass man nie wieder trinkt.

Man sollte dieses "Heute nicht!" halt bloß nie vergessen. Und dann ist es eigentlich nicht so schwer, gar nicht zu trinken.
Wenn ich einen sehr guten Tag habe, so wie heute z.B., dann bin ich mir absolut sicher, es wieder zu schaffen. Ich mag mich wieder im Spiegel angucken, ich bin sogar leicht gebräunt, strahlende Augen und Lächeln, viele gute Bücher die auf mich warten, das Wetter ist herrlich (dieser Sommer ist sowieso super, soviel steht mal fest!), ich bin hellwach im Kopf, schlafe ausgezeichnet und habe hier einige sehr tolle Menschen kennengelernt. Mir scheint sozusagen die Sonne aus dem Popo :)

Und an solche Tage muss ich mich erinnern. Weil es werden andere Tage kommen. Es wird auch wieder Durst auf Wein kommen.

Aber: HEUTE NICHT!

Habt ein schönes Wochenende!

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Samstag, 18. Juli 2020
Heute mal nur wenig...
...weil ich morgens den Berg runter zu dem wirklich supertollen Edeka hier im Dörfchen gewandert bin (Berg runter) und mir ein paar feine Sachen gekauft habe. Dann (Berg wieder hoch) schnaufend alles ausgepackt, eingeräumt, kurz hingelegt, 5 Minuten vor'm Mittag wieder aufgewacht, aaaaah!

Man MUSS zu den Essenszeiten erscheinen, und zwar pünktlich. Also duschen auf nachmittags verschoben. Rindfleischeintopf, Küchendienst, wieder aufs Zimmer...17:06 wieder aufgewacht.

Ja, sachma! Der schöne Sommertag, ich habe ihn völlig verpennt. Kann ja nicht sein.

Aber anscheinend zeigt mein Körper mir gerade, dass er den Schlaf braucht. Duschen allerdings schon wieder verschoben.

Jetzt kurz diese Zeilen reingehackt und ich nehme dann den Duschversuch Numero 3 nach der Tagesschau in Angriff :D

Es grüßt: der Iltis *g*

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