Donnerstag, 9. Juli 2020
Wie verläuft eigentlich 'ne Entgiftung...
katloki, 18:37h
Ich konnte mir bis Anfang 40 nicht vorstellen, was eigentlich mit dem Körper passiert, wenn man den Alkohol plötzlich weglässt. Also nicht, wenn man mal ein Glas Wein getrunken hat (eins pro Woche oder so), sondern wenn man regelmäßig trinkt. Und viel trinkt. Und dann auch noch hartes Zeug, Wodka in meinem Fall.
Alkohol dämpft alles, auch den Körper und dessen Funktionen. Wenn man diese Bremse jetzt loslässt, passiert das gleiche wie mit einem Auto: man gibt Gas. In diesem Fall rast der Körper los. Vor allem das Herz. Darum ist ein Entzug ohne Aufsicht und ohne Medikation auch so gefährlich. Definitiv nicht zu empfehlen.
Man zittert. Man schwitzt. Man riecht nicht gut, dass ist nicht nur Schweiß, da kommt irgendwie alles aus einem raus was schlecht ist. Man kann sich absolut nicht konzentrieren, höchstens darauf, dass man nicht kotzt. Oder auf Klo rennt. Oder beides gleichzeitig. Man liegt also ca. 4 bis 5 Tage zusammengerollt auf dem Sofa/dem Bett und wartet einfach stumpf, das es vorbei geht.
Oh, und man hat Alpträume. Das Gehirn galoppiert anscheinend auch los und Heilige Scheiße, hatte ich Schiss. Grauenvolle Träume voller Zombies, zerhackte Freunde, brutale Morde. (Und nein, ich gucke grundsätzlich keine Horrofilme...keine Ahnung, wo das alles herkam).
Im Krankenhaus bekommt man Benzoediazepine. In meinem Fall Oxazepam. Ziemliche Zombiemacher, aber der Entzug ist so viel gedämpfter und nicht so fast unerträglich. Rumtaddern und wie eine Marionette durch die Gegend tapern gehört da allerdings auch dazu. Da ich nicht so sehr lange schwer getrunken hatte, war es diesmal relativ schnell vorbei. Nach 4 Tagen bekommt man nur noch eine letzte am Abend und darf danach auch aufs Gelände, am nächsten Tag auch raus. Und uih, hat man Hunger! Selbst der Plastikfraß in diesem Krankenhaus wurde sehnsüchtig erwartet. Und man kann dann auch an Therapien teilnehmen. Dazu gehören Suchtgruppen, Einzelgespräche mit Therapeuten, Ergotherapie und Sport. Das alles wurde aufgrund Corona nur eingeschränkt angeboten, aber besser als nichts.
Nach ca. 2 Wochen guckt man dann in den Spiegel und ahnt, wie man eigentlich aussieht. Es ist erschreckend, was Alkohol mit dem Gesicht so anstellt. Aufgedunsen, rot, geschwollen und tote Augen. Mittlerweile sehe ich fast wieder aus, wie ich eigentlich aussehe. Dauert noch ca. 3 Wochen, dann erschrecken Freunde auch nicht mehr, wenn sie mich sehen...
Was außer den physischen Beschwerden natürlich auch noch da ist: Scham, Schuld und Versagen. Und daran knabbert man weitaus länger als an der Entgiftung an sich. Wenn man Glück hat (und das hatte ich), trifft man eine/n Therapeuten/in, der/die nachhakt und mit dem/der man aufarbeiten kann, wieso das denn überhaupt passiert ist. In meinem Fall waren es mehrere Ereignisse, die fast gleichzeitig auf mich einprasselten. Dazu mehr später.
Nach meiner erstes qualifizierten Entgiftung 2012 marschierte ich aus dem Krankenhaus in bester Verfassung (dachte ich), voller Zuversicht und ausgestattet mit der absoluten Gewissheit, dass ich ab sofort trocken bin und das ja eigentlich ein Kinderspiel war. Wie naiv man doch manchmal ist. Man ist körperlich trockengeschleudert, hat aber eigentlich überhaupt keine Ahnung, was ein Suchtgedächtnis ist, wie es funktioniert und wie irre hoch die Gefahr ist, ziemlich schnell wieder zu trinken. Natürlich "kontrolliert" und "das hat man im Griff" usw.
Am Arsch. Hat man nicht. Eine kleine Minderheit schafft es nach dem Trockenschleudern, trocken zu bleiben. 70 -90 % der Patienten werden im ersten Jahr direkt rückfällig und landen wieder mit Oxa zugeballert auf der ZNA.
Ohne weiterführende Therapie oder zumindest eine Selbsthilfegruppe wird das nix. Das musste ich damals auch erst lernen.
Alkohol dämpft alles, auch den Körper und dessen Funktionen. Wenn man diese Bremse jetzt loslässt, passiert das gleiche wie mit einem Auto: man gibt Gas. In diesem Fall rast der Körper los. Vor allem das Herz. Darum ist ein Entzug ohne Aufsicht und ohne Medikation auch so gefährlich. Definitiv nicht zu empfehlen.
Man zittert. Man schwitzt. Man riecht nicht gut, dass ist nicht nur Schweiß, da kommt irgendwie alles aus einem raus was schlecht ist. Man kann sich absolut nicht konzentrieren, höchstens darauf, dass man nicht kotzt. Oder auf Klo rennt. Oder beides gleichzeitig. Man liegt also ca. 4 bis 5 Tage zusammengerollt auf dem Sofa/dem Bett und wartet einfach stumpf, das es vorbei geht.
Oh, und man hat Alpträume. Das Gehirn galoppiert anscheinend auch los und Heilige Scheiße, hatte ich Schiss. Grauenvolle Träume voller Zombies, zerhackte Freunde, brutale Morde. (Und nein, ich gucke grundsätzlich keine Horrofilme...keine Ahnung, wo das alles herkam).
Im Krankenhaus bekommt man Benzoediazepine. In meinem Fall Oxazepam. Ziemliche Zombiemacher, aber der Entzug ist so viel gedämpfter und nicht so fast unerträglich. Rumtaddern und wie eine Marionette durch die Gegend tapern gehört da allerdings auch dazu. Da ich nicht so sehr lange schwer getrunken hatte, war es diesmal relativ schnell vorbei. Nach 4 Tagen bekommt man nur noch eine letzte am Abend und darf danach auch aufs Gelände, am nächsten Tag auch raus. Und uih, hat man Hunger! Selbst der Plastikfraß in diesem Krankenhaus wurde sehnsüchtig erwartet. Und man kann dann auch an Therapien teilnehmen. Dazu gehören Suchtgruppen, Einzelgespräche mit Therapeuten, Ergotherapie und Sport. Das alles wurde aufgrund Corona nur eingeschränkt angeboten, aber besser als nichts.
Nach ca. 2 Wochen guckt man dann in den Spiegel und ahnt, wie man eigentlich aussieht. Es ist erschreckend, was Alkohol mit dem Gesicht so anstellt. Aufgedunsen, rot, geschwollen und tote Augen. Mittlerweile sehe ich fast wieder aus, wie ich eigentlich aussehe. Dauert noch ca. 3 Wochen, dann erschrecken Freunde auch nicht mehr, wenn sie mich sehen...
Was außer den physischen Beschwerden natürlich auch noch da ist: Scham, Schuld und Versagen. Und daran knabbert man weitaus länger als an der Entgiftung an sich. Wenn man Glück hat (und das hatte ich), trifft man eine/n Therapeuten/in, der/die nachhakt und mit dem/der man aufarbeiten kann, wieso das denn überhaupt passiert ist. In meinem Fall waren es mehrere Ereignisse, die fast gleichzeitig auf mich einprasselten. Dazu mehr später.
Nach meiner erstes qualifizierten Entgiftung 2012 marschierte ich aus dem Krankenhaus in bester Verfassung (dachte ich), voller Zuversicht und ausgestattet mit der absoluten Gewissheit, dass ich ab sofort trocken bin und das ja eigentlich ein Kinderspiel war. Wie naiv man doch manchmal ist. Man ist körperlich trockengeschleudert, hat aber eigentlich überhaupt keine Ahnung, was ein Suchtgedächtnis ist, wie es funktioniert und wie irre hoch die Gefahr ist, ziemlich schnell wieder zu trinken. Natürlich "kontrolliert" und "das hat man im Griff" usw.
Am Arsch. Hat man nicht. Eine kleine Minderheit schafft es nach dem Trockenschleudern, trocken zu bleiben. 70 -90 % der Patienten werden im ersten Jahr direkt rückfällig und landen wieder mit Oxa zugeballert auf der ZNA.
Ohne weiterführende Therapie oder zumindest eine Selbsthilfegruppe wird das nix. Das musste ich damals auch erst lernen.
... comment
islamfanfaenger,
Freitag, 10. Juli 2020, 12:29 AM
Ich wünsche Ihnen viel Kraft und einen starken Willen. LG
... link
... comment
tricksterelli,
Freitag, 10. Juli 2020, 9:27 AM
Ich kann das allein
...ich weiß, klugscheißer mag keiner, aber nach dem lesen muss ich das jetzt schreiben. es sollte heißen: ich kann das selber, muss es aber nicht allein machen. für mich liegen da welten dazwischen.
schön tach!
schön tach!
... link
katloki,
Freitag, 10. Juli 2020, 9:32 AM
Der Titel des Blogs ist zweideutig, das wird irgendwann erklärt werden. "Ich kann das alleine!" war mein Motto seit ich sprechen kann. Und das ging öfters mal daneben. So auch mit der Sucht. ;)
... link
... comment